Bitte beachten Sie den Haftungsausschluss!
Ab- und Umfüllen aus Flaschen
Falsches Ab- und umfüllen von Flüssigkeiten
Die Flasche hat keinen Kontakt mit dem Gefäß, in das eingegossen wird. Wenn die Flasche beim Gießen gluckert, oder wenn sie noch recht voll ist und deshalb nicht so stark gekippt werden kann, kann leicht etwas daneben laufen.
Richtiges Ab- und umfüllen von Flüssigkeiten
Hier wird die Flasche in stetem Kontakt gehalten. Der Trichter fängt auch beim Gluckern den Inhalt sicher auf. Tropfen, die sonst außen herablaufen würden, werden ebenfalls in den Trichter abgeleitet.
Der letzte Tropfen
Trotz voranstehend beschriebener Vorgehensweise kann es passieren, dass insbesondere beim Absetzen der Flasche ein letzter Tropfen außen herunterläft. Es gilt deshalb folgende Regel:
Die Flasche wird beim Gießen immer am Etikett angefasst!
Dieses Vorgehen bringt folgende Vorteile:
- Es ist eine dauerhaft hygienische (Etikett) und eine ev. temporär nicht hygienische Seite (gegenüber vom Flaschenetikett) vereinbart. Wenn Sie - und insbesondere auch alle Ihre Kolleg*innen also immer am Etikett anfassen, ist gewährleistet, dass Sie die auf jeden Fall saubere Seite der Flasche anfassen.
- Das Etikett bleibt geschützt. (Überlegen Sie die Folgen, wenn z.B. Schwefelsäure ständig über das Etikett läuft!)
Wenn Flaschen zurück in die Chemikaliensammlung gestellt werden, sollten diese aber wieder rundum sauber sein.
In der Chemikaliensammlung stehende Flaschen sollte jeder auch ohne Schutzhandschuhe gefahrlos von allen Seiten anfassen können!
Als Nutzer der Flasche sind Sie deshalb verantwortlich dafür, diesen Zustand nach Gebrauch wieder herzustellen. Bei nicht rasch verdunstenden Chemikalien kann es deshalb notwendig sein, die Flasche außen zu reinigen. Es hängt von der Chemikalie ab, ob man das besser mit Wasser, einem anderen Lösemittel oder mit trockenem Zellstoff macht. Bei manchen Chemikalien kann es sinnvoll sein, sogar die Gewindegänge von Flasche und Deckel zu putzen. Beispiele:
- Eine Flasche mit Pyridin kann nach einer Entnahme noch wochenlang vor sich hinstinken. Das liegt daran, dass sich Pyridin in den Gewindegängen verfangen hat. Weil die Gewindegänge aber in freiem Kontakt mit der Raumluft stehen, kann das Pyridin die Luft verpesten.
- Bleibt flüssiger Benzaldehyd an den Gewindegängen hängen, oxidiert dieser aufgrund der großen Oberfläche an der Raumluft ziemlich schnell zu Benzoesäure, die leider fest ist und deshalb den Deckel so verbacken kann, dass Sie ihn nicht mehr aufbekommen. Sind Sie es selbst, der den Deckel nur noch mit aller Kraft aufbekommt und bemerken Sie, dass das Gewinde mit Kristallen überzogen ist, so werden Sie der/die letzte sein, der/die die Flasche hat öffnen können, wenn Sie nicht tätig werden und die Gewindegänge sowohl der Flasche als auch des Deckels reinigen. (Tauschen Sie den Deckel notfalls gegen einen Ersatzdeckel.)
Umgießen aus schweren Flaschen
Können Sie eine große oder schwere Flasche beim Gießen nicht mit einer Hand halten und müssen Sie also mit der zweiten Hand von unten unterstützen, so riskieren Sie, dass letzte Tropfen beim Absetzen der Flasche in Ihre unterstützende Hand laufen. Nicht in jedem Fall muss das ein Sicherheitsproblem sein.
Wenn es aber ein Problem ist - z.B. weil Sie eine gefährliche Chemikalie umfüllen, gegenüber der Ihre Schutzhandschuhe vielleicht sogar nur kurzzeitig beständig sind - dann sollten Sie herablaufende letzte Tropfen vorher auffangen. Das funktioniert nach Oma's Teekannenprinzip. Sie können kreativ sein. Im Bild ist es ein Zellstoffstückchen, welches um den Flaschenhals gebunden wurde. Bei kleineren Flaschenhälsen tut es z.B. auch ein Pfeifenreiniger.
Einfüllen in kippelige Gefäße
Wenn Sie aus einer Flasche in ein kleines kippeliges Gefäß (z.B. einen Rundkolben oder einen Messzylinder) umfüllen wollen und dabei ja - s.o. - die vielleicht sogar unhandliche Flasche auf das kippelige Gefäß aufsetzen sollen, dann droht das Malheur, dass das Gefäß tatsächlich umkippt.
Verhindern Sie das, indem Sie das Gefäß einspannen! Sie können alles einspannen: Messzylinder, Kolben - auch Flaschen oder Reagenzgläser!
Auf dem Bild sehen Sie übrigens noch folgendes:
- Eine Tiegelzange mit einem Stückchen Zellstoff.
Wenn Sie die Flasche beim Gießen sicher mit einer Hand halten können, ist auch das ist eine Möglichkeit, bereits beim Absetzen der Flasche herablaufender Tropfen schnell Herr zu werden. - Eine Plastikschale
Wenn Sie dort alle verwendeten Geräte (Trichter, Zange) und Materialien (Zellstoff) hineingeben, stinkt es nur aus der Plastikschale bzw. es steckt nur dort der gefährliche Stoff. Das ist eindeutig besser, als wenn es überall auf der Arbeitsfläche stinken oder gefährlich sein kann.
Ist die Vorratsflasche sehr unhandlich und das Gefäß sehr klein und kippelig, sollten Sie in Erwägung ziehen, ob Pipettieren oder wenigstens vorheriges Abfüllen in ein kleineres Gefäß sinnvoll sind. Insbesondere Schülerinnen und Schüler sollten keine "Kunststücke" vollbringen müssen!
Trichter weiter verwenden
Stellen Sie sich vor, Sie haben wie im voranstehenden Bild Pyridin in einen Messzylinder abgemessen und dazu einen Trichter als Hilfsmittel benutzt. Was jetzt im Messzylinder steckt, soll ja jetzt woanders, also z.B. in eine Apparatur hineingefüllt werden. Hat diese eine enge Einfüllöffnung, brauchen Sie den Trichter gleich noch einmal!
- Sie sollten den Trichter auch in diesem Fall jetzt nicht einfach aus dem Messzylinder herausnehmen und irgendwo auf die Arbeitsfläche legen: Der Trichter ist noch tropfnass vom Pyridin und die Arbeitsfläche, auf der der Trichter lag, wird vor sich hinstinken!
- Sie sollten den Trichter nicht mit der Hand anfassen. (Auch mit Schutzhandschuhen nicht!) Sie werden sehr wahrscheinlich hinterher eine stinkende Hand haben und alles, was Sie anfassen, wird auch stinken!
Lassen Sie den Trichter in dem Messzylinder stecken! Spannen Sie den Messzylinder aus und bringen Sie den Kopf des Messzylinders so dicht wie möglich an die Öffnung (hier eine Reaktionsapparatur), in die das Pyridin eingefüllt werden soll! Greifen Sie den Trichter mit einer Tiegelzange und überführen Sie ihn auf kürzestem Weg in die Öffnung der Reaktionsapparatur. Achten Sie darauf, ob an der unteren Trichteröffnung vielleicht noch ein Tropfen hängt, der im kritischen Augenblick doch noch auf die Arbeitsfläche fallen könnte. Versuchen Sie, den Tropfen abzustreifen, bevor der Trichter den Messzylinder verlässt!
Das ist keine Spezialanleitung für das Umfüllen von Pyridin, sondern gilt für alle Flüssigkeiten, bei denen das Verschütten sehr unangenehm oder gefährlich wäre. Natürlich können Sie eine wässrige Kochsalzlösung viel legerer umfüllen und müssen sich dann um Verschüttetes nur situationsbezogen kümmern.
Ab- und umfüllen von Feststoffen
Auch beim Abmessen von Feststoffen kann etwas daneben gehen. Das Problem ist hier eher, dass z.B. bei der Entnahme mit einem Spatel etwas verschüttet wird. Manchmal gibt es spezielle Probleme, z.B. eine elektrostatische Aufladung, die dazu führt, dass die Substanz nicht dorthin fällt, wohin Sie sie haben wollen, sondern nach allen Seiten wegfliegt. Es gilt hier, alle danebengegangenen Reste wegzumachen. Das betrifft nicht nur das Vorratsgefäß, sondern auch Waage, Arbeitsfläche usw.