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Verwahrlostes Chemikalienlager
Sie sind auf ein verwahrlostes Chemikalienlager gestoßen?
Verursacher sind nicht mehr zu ermitteln oder bereits in Pension oder Rente und Ihnen ist die Aufgabe zugeteilt worden, gründlich aufzuräumen?
Sie erhalten hier Hinweise, wie Sie vorgehen können. Diese Hinweise können nur allgemeiner Art sein. Für Ihr konkretes Vorgehen bleiben Sie selbst verantwortlich.
Schutzmaßnahmen
Bei den Aufräumarbeiten sind Sie verstärkt der Gefahr ausgesetzt, selbst mit den Chemikalien in Kontakt zu kommen. Guter Handschutz, Schutzbrille und Labormantel sind also wichtig. (Tipp: Tragen Sie Bekleidung, bei der Sie es notfalls verschmerzen können, wenn sich dort hinterher ein kleines Säureloch befindet.) Sie können den Handschutz verbessern, indem Sie ZWEI Paar Schutzhandschuhe tragen. Das verbessert die Schutzwirkung erheblich.
Vorgehensweise
Entfernen Sie die Flaschen aus dem Fach oder Schrank. Prüfen Sie als erstes, ob Sie dem Inhalt noch vertrauen, bzw. ob er noch sinnvoll verbraucht werden kann. (Beispiel: Wenn Natriumhydroxid so verdorben ist, dass es zum Experimentieren nicht mehr taugt, kann es vielleicht noch zum Neutralisieren von zu entsorgenden Säuren verwendet werden.) Entsorgen Sie alles übrige.
Kontrollieren Sie die Dichtheit - insbesondere die Dichtheit der Flaschendeckel. Ersetzen Sie defekte Deckel oder füllen Sie in andere Gefäße um.
- Museale "schöne" Schliffflaschen ("Apothekerflaschen") sind untauglich zur Chemikalienaufbewahrung, da deren Stopfen keine Normschliffe haben und schon im ursprünglichen Zustand nie wirklich dicht waren. Bei Gebrauch wird das immer schlimmer, weil die Stopfen unweigerlich auch auf anderen Flaschen landen und dort noch weniger dicht schließen, aber umso besser verkanten. Füllen Sie alle derartige Gebinde um - vorzugsweise in resistente Chemikalienflaschen mit resistentem Schraubverschluss.
- Das gleiche gilt für Doppelschliffflaschen, in denen früher Substanzen aufbewahrt wurden, die aggressive Dämpfe entwickeln. Die Flaschen sehen zwar imposant aus, aber deren Schliffe neigen ebenfalls zum Verkanten und Festfressen.
Spülen Sie alle Flaschen mit Wasser ab. Eine sichere Methode ist es, wenn Sie dabei die Behältnisse in das Ausgussbecken stellen und die dort stehende Flasche mit einem Schlauch abspülen, erforderlichenfalls auch mit Schwamm oder Lappen nachwischen.
Sicherheitshinweise:
- Legen Sie eine Plastikschale in das Ausgussbecken und stellen Sie die Flasche in die Schale. Die Flasche steht dadurch auf einem weicheren Untergrund, weshalb die Gefahr geringer ist, dass sie Ihnen bei ungeschicktem Abstellen (aus-der-Hand-rutschen) zerbricht. Außerdem hält die Schale den Inhalt im Falle eines Bruchs zurück. Das Wasser in der Schale muss dazu vor jedem Einstellen eines neuen Gebindes ausgeleert werden.
- Vermeiden Sie es, bei Schliffgefäßen die Schliffverbindung abzuspülen. Wenn Die Schliffverbindung nicht dicht ist, wovon bei "Apothekerflaschen" regelmäßig auszugehen ist, besteht die Gefahr, dass Wasser in das Gefäß gelangt und in Kontakt mit der enthaltenen Chemikalie kommt.
- Achten Sie vorher auf die Etikettierung! Ist diese handgeschrieben oder ist sie schon stark angegriffen? In diesem Fall notieren Sie sich vorher den Flascheninhalt. Es darf nicht passieren, dass das Behältnis nach dem Abwaschen zwar sauber, aber der Inhalt jetzt unbekannt ist.
Kippen Sie die Flasche zum Schluss leicht an, um mit dem Schlauch auch den Flaschenboden abzuspülen.
Erneuern Sie eine verschlissene bzw. nicht mehr gut lesbare Etikettierung.
Wischen Sie den Schrank wiederholt mit Wasser aus. Zur Feinreinigung setzen Sie dem Wasser ein nicht abrasives Reinigungsmittel ("Spüli") zu.
Untersuchen Sie den Schrank anschließend, ob er überhaupt noch tauglich ist. Ist z.B. unzulässigerweise ein Blechschrank als Säureschrank verwendet worden und das Innere jetzt voller Rost, ist es wahrscheinlich, dass der Schrank verrottet ist.
Varianten
Falls Sie auf nicht mit Wasser mischbare Rückstände treffen und mechanisches "abrubbeln" ("Scotch Britt") nicht weiterhilft oder nicht möglich ist, verwendet Sie organische Lösungsmittel. Beginnen Sie mit Ethanol. Tränken Sie damit Zellstoffstückchen ("Küchenpapier") und bearbeiten Sie damit die betroffenen Stellen.
Das kontaminierte Küchenpapier lassen Sie im Abzug ablüften und entsorgen dies dann als "Betriebsmittelabfall".
Vorsorge
Sorgen Sie dafür, dass sich derartige Zustände nicht wiederholen können, insbesondere, wenn es Kolleg*innen gibt, die den Aufbewahrungsort ebenfalls nutzen.